[Coworking Space]

Eva Lichner, MATES

Das »MATES« ist ein Coworking Space in München mit inzwischen zwei Standorten. Eva Lichner hat es im Jahr 2015 gegründet, nachdem sie jahrelang in der Kreativbranche tätig war. Sie hat Betriebswirtschaftslehre, International Marketing und Interior Design studiert. Nach ihrem Studium hat sie in verschiedenen Designagenturen in München als Projektmanagerin gearbeitet.


Warum hast du das MATES gegründet?

Es war schon lange mein Wunsch, etwas Eigenes zu machen. Ich wollte aber in der Kreativbranche bleiben und etwas für diese Branche tun. Zu der Zeit habe ich durch einen ehemaligen Kommilitonen das Coworking-Konzept kennengelernt und hatte dann die Idee, das miteinander zu vereinen. Ich empfand die Coworking-Idee sehr spannend und wollte das dann auf die Kreativbranche anpassen, um damit Kreative auch wirklich unterstützen zu können.

Worum geht es beim MATES?

Das MATES ist als klassischer Coworking Space gestartet, mit einem Unterschied: Wir haben hauptsächlich Arbeitsplätze für Kreative zur Verfügung gestellt. Inzwischen geht es uns aber auch darum, Kreative zu fördern. Dafür braucht es mehr als nur Arbeitsplätze, deshalb haben wir auch ein digitales Netzwerk an Kreativschaffenden aufgebaut, um die Auftraggeber mit Auftragnehmern zu vernetzen und mehr Förderung durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen zu ermöglichen.

Wer ist die Zielgruppe des MATES?

Das sind ganz klar die Kreativschaffenden hier in München. Wenn man sie sich genauer anschaut, sieht man aber schnell, wie breit gefächert sie sind. Wir sprechen mit unserem Coworking-Angebot Selbstständige, Freelancer, kleinere Startups genauso wie Teams aus Agenturen an. Unsere Mitglieder sind Fotografen, Designer oder Entwickler — so gesehen einfach alle Kreativschaffende der Münchner Medien- und Designbranche.

Wie würdest du ein »klassisches Coworking Space« definieren?

Im Prinzip ist für mich jeder Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um zu arbeiten, ein klassisches Coworking Space. Er ist ein Ort, an dem es Einzelarbeitsplätze und Teamräume gibt, die temporär zugänglich sind. Ich unterscheide beim Coworking aber nicht zwischen den offenen Bereichen und den Teamräumen - beides sind gängige Optionen für die Mitglieder eines Coworking Spaces.

Was ist das MATES für ein Ort der Arbeit?

Wir sehen uns vor allem als Unterstützer und Enabler für die Münchner Kreativbranche. Für uns im MATES steht der Austausch und die Förderung der Kreativschaffenden im Vordergrund. Es geht darum, dass die Leute miteinander arbeiten und dadurch einen Beitrag zur Kreativbranche in München leisten.

Ist dies ein Service für die Szene oder eine Dienstleistung des MATES?

Es ist beides. Einerseits bieten wir mit einer digitalen Plattform einen Service für die Münchner Kreativszene. Mit verschiedenen Formaten, wie zum Beispiel Podiumsdiskussionen, wollen wir einen kritischen Blick auf die Themen in unserer Szene werfen. Gleichzeitig ist es natürlich auch eine bezahlte Dienstleistung, wenn wir dazu Workshops oder Ähnliches anbieten. Diese Mischung trägt dazu bei, eine Community aufzubauen, was sich für unseren Coworking Space auszahlt.

Wie ist das Geschäftsmodell des MATES aufgebaut?

Unser Geschäftsmodell ist das eines klassischen Coworking-Spaces. In unseren beiden Spaces bieten wir unseren Mitgliedern flexible und feste Arbeitsplätze und Teamräume gegen eine monatliche Gebühr an. Wir vermieten auch Meeting- und Eventbereiche an externe Kund*innen. Und unsere digitale Plattform, auf der wir Auftraggeber und Auftragnehmer der Kreativbranche miteinander vernetzen, hat ein gebührenpflichtiges Mitgliedschaftsmodell. Zusätzlich machen wir auch selbst Workshops.

Was stellt die Hauptumsatzquelle dar?

Das sind zurzeit noch ganz klar die Coworking-Mitgliedschaften. Allerdings haben wir die anderen Bereiche, wie die digitale Plattform und die Workshops, auch erst vor Kurzem gestartet. Diese Geschäftsbereiche befinden sich also noch im Aufbau. Wir finanzieren uns momentan komplett über Coworking und über die Vermietung der Meeting- und Eventbereich an externe Gäste. Die Vermietung macht sogar mehr Umsatz als die Mitgliedschaften.

Hat euch die Stadt oder das Land unterstützt?

Überhaupt nicht. Wobei wir viel für die Stadt tun, wir holen ja neue Arbeitskräfte nach München und halten gleichzeitig andere hier, weil wir sie dabei unterstützen sich etwas aufzubauen. Wahrscheinlich wissen wir auch gar nicht, was es für Fördermöglichkeiten gibt … Nach zweieinhalb Jahren operieren wir inzwischen wirtschaftlich, was aber auch nur mit zwei Standorten gelang. Momentan investieren wir die Gewinne aber in unsere neuen Angebote wie die digitale Plattform.

Wer oder was war die größte Hilfe bei der Gründung?

Das war mein Mann als Mitgründer. Er war für mich die größte Hilfe. Wir haben gemeinsam mit meinem Bruder am Konzept gearbeitet. Die beiden waren für mich die wichtigsten Unterstützer. Ich habe auch andere Hilfen in Anspruch genommen, zum Beispiel von der Industrie- und Handelskammer zu München für den Geschäftsplan und auch von unserem Steuerberater. Die Stadtsparkasse München hat mir bei der Existenzgründung geholfen.

Wie lange hat es von der Idee bis zur Eröffnung gedauert?

Das Konzept haben wir innerhalb von fünf Monaten entwickelt. Seit Dezember 2015 reifte die Idee in mir und im Mai 2016 haben wir den ersten Standort eröffnet. Das Konzept hat sich mittlerweile sehr stark verändert, aber das erste Grundkonzept stand nach ungefähr fünf Monaten. Von Anfang an ging es nicht nur darum, Arbeitsplätze zu vermieten, sondern auf die individuellen Bedürfnisse unserer Mitglieder einzugehen — dieser Fokus ist nach wie vor unverändert.

Was sind die größten Herausforderungen im täglichen Betrieb?

Bei unserem Konzept ist die größte Herausforderung die Mischung aus Vermarktung unserer bestehenden Angebote, dem Aufbau neuer Geschäftsmodelle und unserem Anliegen, Coworking bekannter zu machen. Eine große Herausforderung ist, für dieses neue Konzept das passende Team zu finden und wenn man es hat, ein wachsendes Team auch richtig zu führen. Das macht sehr viel Arbeit und das habe ich am Anfang auch ein bisschen unterschätzt. Aber neue Herausforderungen sind auch neue Chancen!


Dieses Interview erschien zuerst in der Broschüre »Neue Orte des Arbeitens«.

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