Unser Ziel: 41 Kandidat*innen

Am Samstag hat sich der neu gewählte Landesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt konstituiert – und ich darf nach meiner Wahl auf dem 52. Landesparteitag nun als Beisitzer mitarbeiten. Es ist ein gutes Gefühl, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für den eigenen Kreisverband, sondern für unsere Partei im ganzen Bundesland.

Und wir haben gleich losgelegt: Neben organisatorischen Fragen – ich betreue zukünftig die Kreisverbände Altmark, Wittenberg und Magdeburg, sowie drei Landesarbeitsgemeinschaften – haben wir unsere erste politische Entscheidung getroffen. Wir wollen zur Landtagswahl 2026 in jedem der 41 Wahlkreise in Sachsen-Anhalt eine*n bündnisgrüne*n Direktkandidat*in aufstellen. 

Warum? Weil es uns sichtbar macht.

Zur nächsten Landtagswahl am 6. September 2026 wird es 41 Wahlkreise geben – das regelt die neue Wahlkreiseinteilung vom Februar 2025. Das heißt für uns: 41 Menschen finden, die bereit sind, für uns zu kandidieren, sichtbar zu sein, Wahlkampf zu machen, obwohl die Chancen, dass eine*r von ihnen ein Direktmandat gewinnt nahezu ausgeschlossen sind. Aber darum geht es nicht.

Direktkandidaturen sind kein Selbstzweck. Sie sind ein Signal. An unsere Mitglieder, an unsere Wähler*innen und an die politische Öffentlichkeit. Und wir haben es bei der letzten Landtagswahl fast geschafft, überall anzutreten – nur zwei Wahlkreise waren „blank“. Seitdem sind wir über 1.700 Mitglieder im Land. Das sind 400 mehr als 2021. Rein rechnerisch sollte es also möglich sein.

Aber ich weiß auch: Gerade in ländlichen Räumen ist das keine leichte Aufgabe. Als Vorsitzender eines Kreisverbands, der fünf Wahlkreise umfasst – zwei davon überschneiden sich mit anderen Kreisverbänden – erlebe ich hautnah, wie begrenzt unsere personellen und zeitlichen Ressourcen sind. Umso klarer ist für mich: Der Landesvorstand darf dabei nicht nur beobachten, sondern muss aktiv unterstützen.

Ein flächendeckender Antritt zur Landtagswahl gelingt nicht von allein. Er braucht einen Landesvorstand, der motiviert, begleitet und vernetzt – und der das Vertrauen in die Stärke der Basis sichtbar macht. Besonders in strukturschwachen Regionen braucht es Mut zur Kandidatur und eine Kultur der Ermutigung. Genau hier kann der Landesvorstand entscheidend wirken: durch persönliche Ansprache, durch transparente Prozesse, durch Qualifizierung und durch gelebte Anerkennung.

Denn wer kandidiert, übernimmt Verantwortung – und verdient dafür politischen Rückenwind und persönliche Wertschätzung. Nur wenn Menschen vor Ort Gesicht zeigen, wird bündnisgrüne Politik sichtbar, wählbar und wirksam.

Was bringt das überhaupt?

Formal entscheidet nur die Zweitstimme über die Zusammensetzung des Landtags. Die Erststimme – und damit die Direktkandidatur – hat keinen direkten Einfluss auf die Verteilung der Sitze.

Aber: Politikwissenschaftliche Studien zeigen, dass in Wahlkreisen ohne Direktkandidat*in die Zweitstimmenzahlen leicht zurückgehen. Nicht dramatisch – meist unter einem Prozentpunkt –, aber spürbar. Und genau dieser kleine Unterschied kann für unsere Partei entscheidend sein.

Denn wir kämpfen um die Fünf-Prozent-Hürde und momentan liegen wir in Umfragen darunter. Jede Stimme zählt. Jede Sichtbarkeit zählt. Jede Direktkandidatur zählt. Es geht für uns um die Stelle vor und hinter dem Komma, wenn wir wieder mit einer Fraktion in den Landtag einziehen möchten.

Neben dem Stimmenaspekt gibt es noch einen zweiten, strategisch wichtigen Grund: Präsenz in der Fläche. Wenn Menschen bei sich vor Ort ein bündnisgrünes Gesicht auf dem Wahlplakat sehen, in der Kaufhalle treffen oder beim Podium erleben, dann entsteht politische Relevanz.

Das gibt nicht nur unseren Mitgliedern Rückhalt – vor allem in Orten, wo sie allein für uns stehen –, sondern stärkt auch die demokratische Kultur. Denn echte Wahl bedeutet Auswahl.

Was jetzt zählt

Wir haben ein Ziel: 41 Direktkandidat*innen für 41 Wahlkreise. Es ist ambitioniert. Aber es ist machbar. Und vor allem: Es ist richtig.

Ich freue mich auf die kommenden Monate – auf Gespräche, Motivation, gemeinsame Suche, Unterstützung. Und auf einen Wahlkampf, in dem wir als Partei zeigen, dass wir überall in Sachsen-Anhalt präsent sind.

Denn Demokratie lebt davon, dass wir antreten. Auch wenn wir nicht direkt gewinnen.