Die Partei als Gemeinschaft denken

Morgen ist Landesparteitag. Damit endet auch meine fast zweimonatige Bewerbung für den Landesvorsitz von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt. Wie die Abstimmung ausgehen wird, weiß ich natürlich nicht – aber ich bin dankbar für viele offene Gespräche, ehrliches Feedback und manche überraschende Unterstützung in den letzten Tagen. Besonders nach der gemeinsamen Vorstellungsrunde aller Bewerber*innen habe ich gespürt: Mit meiner Motivation habe ich einen Nerv getroffen.

Denn ja, es gibt viele, die sich – genau wie ich – Sorgen machen. Um den Zustand unserer Kreisverbände. Um Strukturen, die mit dem Druck von Dauerwahlkämpfen kaum Schritt halten können. Und um Erwartungen an Ehrenamtliche, die oft mehr leisten, als sie sollten müssen.

Diese Gespräche haben mir gutgetan. Sie haben mich bestärkt in dem, wofür ich kandidiere: für eine Landespartei, die ihre Basis ernst nimmt. Die nicht nur fordert, sondern auch ermöglicht. Die von unten nach oben denkt, nicht umgekehrt.

Gleichzeitig wäre es unehrlich, zu verschweigen, dass dieser parteiinterne Wahlkampf leider nicht frei von Schattenseiten war. Ich komme aus Berlin, habe dort Machtkämpfe auf Landes- wie Bundesebene miterlebt – ich weiß, wie rau es zugehen kann. Aber ich hatte gehofft, dass wir hier in Sachsen-Anhalt – mit gerade einmal etwas über 1.400 Mitgliedern (nicht einmal ein Prozent unserer bundesweiten Mitgliederschaft) – anders miteinander umgehen. Dass wir uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt: ein herausfordernder Landtagswahlkampf.

Diese Hoffnung war naiv. Und ja, es hat mich verletzt, wie schnell einzelne Personen mit gezielten Falschbehauptungen Stimmung gemacht haben – wohl aus Angst vor Veränderung, nicht aus eigener Kandidatur heraus. Solche Mechanismen kenne ich, aber ich finde sie in einer kleinen, kämpfenden Landespartei fehl am Platz. Zumal die Vorwürfe nachweislich falsch waren. Das beschäftigt mich, denn es schreckt vermutlich auch unserer vielen neuen Mitglieder ab, in Zukunft ebenfalls Verantwortung übernehmen zu wollen.

Wichtig ist mir an dieser Stelle: Ich habe keinen Grund zu glauben, dass diese Gerüchte von meinem Mitbewerber ausgehen. Wir haben uns in der bisherigen Begegnung offen und kollegial ausgetauscht. Und so sollte es sein. Ein Wettbewerb um den Landesvorsitz darf und soll auch kontrovers geführt werden – aber er braucht Respekt und einen klaren Blick auf das, worum es wirklich geht. Und ich kann für mich sagen: So habe ich den parteiinternen Wahlkampf erlebt – zumindest bis diese Woche.

Wir stehen in Sachsen-Anhalt vor enormen Herausforderungen. Unsere Basis ist vielerorts überlastet. Die Fünf-Prozent-Hürde wird kein Selbstläufer. Wer glaubt, wir könnten uns dabei innerparteiliche Reibereien leisten, irrt. Was wir brauchen, ist Zusammenhalt. Und eine Parteikultur, in der Macht nicht Selbstzweck ist – sondern Mittel zur Gestaltung. Und wir brauchen einen respektvollen Umgang untereinander – jenseits von Ämtern und Zuständigkeiten. Denn am Ende wird es nur gemeinsam gehen.

Dennoch gehe ich mit Zuversicht in den morgigen Parteitag. Und mit dem Wunsch, dass wir aus diesem Wettbewerb nicht nur mit einer neuen Parteispitze, sondern auch mit einem neuen Miteinander hervorgehen.