Abschied vom St. Oberholz (2)
In meinen fünf Jahren als Coworking Manager im St. Oberholz, die nun zu Ende gegangen sind, war der Kontakt mit den Mitgliedern des Coworking Spaces die prägendste Erfahrung in der schönen Zeit. Ich habe auf diese Art unzählige Menschen und Ideen kennenlernen dürfen.
An manchen Tagen kam ich abends nach Hause und war kaum noch in der Lage, mich mit jemand anderes zu unterhalten. Den ganzen Tag über hatte ich bereits mit so vielen Menschen gesprochen, dass ich am Abend einfach zu erschöpft fürs Reden war. Selbst mit meiner Frau.
Es gibt viele Namen und Geschichten, an die mich wohl für immer erinnern werde. Vier Personen möchte ich hier stellvertretend erwähnen, denn sie haben mich während und nach ihrer Mitgliedschaft im St. Oberholz sehr tief beeindruckt. Sie werde ich nicht vergessen.
Zwei Powerfrauen
Ann Cathrin Riedel ist eine der ersten Mitglieder, die ich im St. Oberholz kennenlernte. Damals bloggte sie über Privates und ihr Studium der Islamwissenschaften; beides fand ich spannend. Heute ist sie eine gefragte Expertin für Kommunikation und digitalen Wandel.
Was sie alles so macht, kann ich hier gar nicht aufzählen. Auf ihrer Webseite gibt es aber einen Überblick, wo sie überall engagiert ist. Unter anderem kandidiert sie für den Bundestag in dem Wahlkreis, in dem ich wohne. Leider für die FDP, aber ich drücke ihr die Daumen.
Nandini Jammi kam kurz nach mir ins St. Oberholz. Sie besuchte meinen ersten und einzigen Filmabend, den ich zusammen mit einer Kollegin organisierte. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar. Damals war sie im Online-Marketing tätig und arbeitete remote aus Berlin.
Heute ist sie eine der wichtigsten Digitalaktivistinnen in den USA. Sie engagiert sich als Mitgründerin von Sleeping Giants und Check My Ads gegen Hass und Sexismus auf Blogs, die mit Werbung Geld verdienen. Sie ist Mit-Initiatorin der Kampagne #StopHateForProfit.
Zwei Neuanfänger
Ted Rohn arbeitete vor seiner Zeit als Mitglied im St. Oberholz als Art Director bei Gucci unter Tom Ford und Yves Saint Laurent. Einmal bat er mich ein Interview mit ihm gegenzulesen und ich war danach beeindruckt, wer dieses neue Mitglied eigentlich war.
Ende 2017 stellte Ted mit einem Freund selber Parfüm her. Bei ihrem ersten Verkaufsstand war ich als Gast dabei. Dieser war ein voller Erfolg und sie machten aus dem Spaß eine Firma. Später haben sie sogar Duftkerzen mit dem Geruch des St. Oberholz hergestellt.
Frank Kreitner war das erste angemeldete Mitglied des »BLOK O«, ein Coworking Space in Frankfurt (Oder), das ich für einen Kunden mit aufgebaut habe. Er arbeitet in einem Stahlwerk, suchte aber einen Ort, um privat etwas über Webseite und das Bloggen zu lernen.
Inzwischen hat Frank ein Blog aufgebaut, sogar ein E-Book herausgebracht und studiert neben dem Beruf Online-Marketing. Seine Verwandlung zu sehen, die mit diesem Coworking Space als Ort verbunden ist, war für mich immer eine wichtige Motivation in meinem Beruf.