Wir brauchen eine starke Basis

Wer hängt noch Plakate, wo es keine Mitglieder mehr gibt?

Nach sieben intensiven Vorstellungsrunden für meine Kandidatur als Landesvorsitzender ist für mich klar: Wir müssen unsere Kreisverbände endlich ernst nehmen – nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Diese sieben Vorstellungsrunden waren sieben Abende voller Gespräche, offener Fragen und ehrlicher Rückmeldungen. Ich habe sie sehr genossen. Und ich habe viel gelernt. Vor allem über die Situation unserer Partei in der Fläche.

Was sich durchzieht: Die Lage vieler Kreisverbände, besonders in ländlichen Regionen, ist ernst. Dass ich dieses Thema offen angesprochen habe, wurde positiv aufgenommen. Denn viele ehrenamtlich engagierte Mitglieder fühlen sich von unserer Landespartei  nicht ausreichend mitgenommen oder gehört. Trotz guter Ansätze seitens der Landesgeschäftsstelle gibt es hier noch deutliches Potenzial für mehr Unterstützung und bessere Zusammenarbeit.

Mir wurde auch bewusst: Es gibt einen unausgesprochenen Zielkonflikt. Zwischen dem berechtigten Fokus auf unsere Landtagsfraktion – und dem Zustand unserer Strukturen vor Ort. Dabei darf das kein „Entweder-oder“ sein. Denn: Ohne aktive Kreisverbände gibt es keinen Wahlkampf, keine Präsenz im ländlichen Raum und keine politischen Gespräche am sprichwörtlichen Stammtisch. Und ohne Fraktion im Landtag fehlt uns die parlamentarische Stimme, um unsere Ideen in Landespolitik zu übersetzen.

Was wir aber nicht zulassen dürfen: Dass engagierte Mitglieder das Gefühl bekommen, nur als Wahlkampfmaschine gebraucht zu werden – für Mandate weniger Berufspolitiker*innen. Unsere Partei muss auch ohne Fraktion im Landtag funktionieren können. Denn sie ist mehr als ein parlamentarischer Arm – sie ist eine kommunalpolitische Kraft im ganzen Land.

Daher müssen wir unsere Ressourcen gezielter einsetzen. Jeder Euro, den wir ausgeben, sollte innen und außen wirken. Wer in Infrastruktur wie Kreisbüros investiert, stärkt unsere Strukturen und schafft zugleich Sichtbarkeit im öffentlichen Raum. Wenn wir als Landespartei erwarten, dass vor Ort Plakate gehängt, Flyer verteilt und Social Media bespielt wird, dann müssen wir auch die Voraussetzungen dafür schaffen. Das ist keine Frage der Erwartung – sondern eine der Befähigung. Ganz im Sinne des Subsidiaritätsprinzips.

Starke Kreisverbände sind kein Selbstläufer. Aber sie sind die Grundlage jeder erfolgreichen bündnisgrünen Politik in Sachsen-Anhalt. Dafür möchte ich mich einsetzen.